Beschreibung
Hodie Christus natus est
Der Text zu Hodie Christus natus est ist ungefähr um das Jahr 1000 entstanden und war schon seit dieser Zeit sehr populär, wovon die zahlreichen frühe Gesänge und anderen Kompositionen zeugen. Im Laufe des liturgischen Jahres wird dieser Text in der Vesper des Weihnachtstages verwendet, um die Freude an der Geburt Christi mitzuteilen.
Während der Renaisssance und des Frühbarock haben viele Komponisten aus ganz Europa wie Byrd, Marenzio, Monteverdi, Schütz, Sweelinck und Giovanni Gabrieli diesen Text in polyphonen Werken eingesetzt. Gabrieli war einer der interessantesten Komponisten der venezianischen Schule. Das typische ‚chori spezzati‘ dieser Stilrichtung, auch eingesetzt von venezianischen Komponisten wie Bassano, Willaert und Guami, wird in diesem Werk von ihm verwendet.
Giovanni Gabrieli „Hodie Christus natus est“ a 8 voci, liegt hier erstmals in einer modernen Übertragung vor. Es handelt sich um ein Contrafactum, d.h. eine Zusammensetzung, die bereits mit einem anderen italienischen Text existiert. Der ursprüngliche Text lautet: „O felice giorno“. Um 1615 hat Gabrieli dieses säkulare Werk in ein Weihnachtsstück umgearbeitet. Wie bei ihm üblich nutzt er geschickt den Kontrast zwischen der polyphonen und der homophonen als auch der ternären und binären Textur.
Interessant ist, dass Gabrieli von dieser Zeit an, möglicherweise unzufrieden mit den begrenzten Möglichkeiten der „normalen“ Polyphonie, die größere Form bevorzugt. Diese Entwicklung gipfelt in dem posthum erschienenen Band Canzoni et Sonate (1615), mit Werken, die aus bis zu 22 Teilen bestehen.
Zur Ausführung:
Hodie christus natus est ist zunächst ein vokales Werk, das aber üblicherweise auch in Kombination mit verschiedenen Instrumenten ausgeführt wurde. Zur Erleichterung ist die Gambenpartie im C-Schlüssel notiert. Ein Doppel-Quartett SATB wäre die übliche, eine 8-Fußbesetzung die bevorzugte Besetzung. Die Kombination aus 4-Fuß- und 8-Fuß-Besetzung ist auch möglich. Beide Chöre sollten sich aber im gleichen Register bewegen.
Die Einrichtung dieses Werkes ist relativ einfach. Es kann von professionellen Spielern aber auch von Alte-Musik-Enthusiasten, die ein entsprechendes Gefühl für diesen Stil haben, aufgeführt werden. Die Vielfalt der Teile und der Schwierigkeitsgrad sind typisch für die Vokalmusik der Renaissance. Es sei darauf hingewiesen, dass der Tenor des zweiten Chores einfach ist, ohne schwierige Rhythmen in einem begrenzten Tonumfang. Die Bässe sind etwas anspruchsvoller. In diesem Werk liegt der Schwerpunkt auf dem Ensemblespiel, Intonation und vokaler Spieltechnik. Es ist herrlich diese Musik auch im Laufe des Jahres zu spielen, obwohl der Text eindeutig Weihnachten zuzuordnen ist.