Beschreibung
Der Frühling war spät gekommen. Wie Verbandmull legte sich die warme Lust auf die zerstörte Erde und saugte das Blut auf. Die Berge verloren ihre Schroffheit und verwandelten sich in sanfte, grüne Polster. Das Dorf belebte sich. Maschinen wurden repariert, Getreide wurde gesät. Es gab wieder Strom, und aus den Hähnen kam frisches Wasser. Die Bäume blühten. Ihr Laub verbarg die Ruinen. In den Fensterlöchern sonnten sich Eidechsen. In den Granattrichtern wucherte Gras. Von Raketenwerfern aufgerissene Ufer, von Gewehrprojektilen durchlöcherte Hänge waren von Blütenteppichen überzogen, in den Wracks von Armeelastern bauten Mäuse ihr Nest. Libellen standen über dem Bach. Bienen schwärmten. Über dem Steinbruch tauchte ein einsamer Rabe auf, der seine Kreise zog. Susanne Röckel.
„‘s ist Krieg! s’ist Krieg! Oh Gottes Engel wehre,
Und rede Du darein!
‘s ist Krieg – und ich begehre
Nicht schuld daran zu sein. Matthias Claudius.
Die grosse Sonne hat mit jhren schönen Pferden
Gemessen dreymal nun den weiten Kreiß der Erden
Seit daß der strenge Mars in vnser Deutschland kam
Und dieser schwere Krieg den ersten Anfang nahm… Martin Opitz.
Wo laß ich Deutschland, dich?
Du bist durch Beut vnd morden
Die dreissig Jahr her nun
Dein Henker selbst geworden… Simon Dach.
In nächten treibt der wind
verzweiflungslieder
den ton der flöte
jäh zerbrochen
von den bergen an die
küste
wo vögel schweigend
sterben
Alfred Pohl.