Beschreibung
Hans Fickelscher (geb. 1963)
gilt als einer der versiertesten Jazzpercussionisten in Süddeutschland. Er kann inzwischen auf eine vielseitige Karriere zurückblicken. Neben zahlreichen Konzerten, Tourneen und Produktionen in der nationalen und internationalen Jazzszene ist er gefragter Percussionist in klassischen Crossover-Konzerten, für Solo-Performances und für spezielle Percussion-Events.
Er ist Preisträger mehrerer Wettbewerbe, Bandleader von eigenen Projekten, spielte mit internationalen Größen wie Maria João (Portugal), Fred Frith (England/USA), Jim McNeely (USA), Jasper van’t Hof (NL) und ist Fachbereichsleiter Jazz an der Musikschule in Fellbach. (www.hans-fickelscher.de)
„A Night in Tunisia“ gehört zu den bekanntesten „Jazzstandards“ (eine Sammlung von Stücken, die weltweit unter Jazzmusikern bekannt, also „Repertoire“ ist). Dizzy Gillespie (1917-1993), einer der ganz Großen in der Jazzgeschichte, war, im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen, ein studierter Musiker. Er war ein grandioser Trompeter („fast jede Phrase, die er spielte war perfekt“), Bandleader und Entertainer (ganz im Erbe von Louis Armstrong), und hatte zeitlebens großen Erfolg. Zur Zeit des Bebop war er neben Charlie Parker und Thelonious Monk der wichtigste „Erneuerer“ des Jazz.
Dieses Arrangement möchte ich meiner Frau, der Blockflötistin Elke Neuber widmen, mit der mich auch eine langjährige Konzerttätigkeit im Duo „Pipes meet Percussion“ verbindet.
Besonderer Dank gilt auch Bobby McFerrin und Cheryl Bentyne für ihr grandioses und inspirierendes „Tunisia“-Arrangement (1985).
(Hans Fickelscher, Dezember 2006)
Tipps zum Stück:
Bei „A Night in Tunisia“ wechselt die Phrasierung zwischen „Straight 1/8-Note-Feel“ (gerade 1/8-Noten) und dem „Swing-Feel“ (triolisch phrasiert; inegal). Um eine schöne Jazzphrasierung umsetzen zu können, empfiehlt sich das intensive Hören von Jazzalben – natürlich insbesondere Aufnahmen von Dizzy Gillespie, der Musik des Bebop und danach (Mitte 40er bis 60er Jahre).
Das Stück hat eine in der Jazzmusik sehr häufige AABA-Form, die durch ein „Interlude“ als Übergang zu den Soli verlängert wird.
In (B) spielt der Bass eine jazztypische „Walking-Bass“ Linie. Hier soll der Klang eines gezupften Kontrabasses imitiert werden: ein perkussiver Attack beim Anzupfen dem ein warmer voller Ton folgt, gebunden, aber nicht wirklich legato.
(E) ist die Einleitung zu den Soli und eine Hommage an den Saxofonisten Charlie Parker und andere Musiker des Bebop, die in den 40er Jahren begannen solche Solo-Einstiegsbreaks besonders virtuos zu gestalten. Zuerst bekommt die Altflöte 1 ein rhythmisch anspruchsvolles Solo über die beiden A-Teile. Geführt von der Altflöte 2 folgt im B-Teil ein Ensemble-Solo, wie es in der BigBand-Literatur häufig bei Saxofon-Tutti vorkommt. Das Solo über den letzten A-Teil übernimmt die Bassflöte.
Bei (K) wird ein rhythmischer Effekt durch „White Noise“ erzielt, d.h. es ist keine bestimmte Tonhöhe zu hören. Die so genannten „Ghost Notes“ (zwischen den Akzenten) sollen kaum hörbar sein. Nach und nach werden die Töne bis (L) wieder hörbar und das rhythmische Pattern löst sich bei (M) in quasi freimetrische Melodiebögen auf.
Für alle gesprochenen „sh“ und „t“ Laute gilt: keine konkrete Tonhöhe, rhythmisch markant aussprechen (perkussiv), je nach Geschmack können auch andere Laute verwendet werden.
Blockflötisten/innen mit Erfahrung im Improvisieren können auch eigene Soli entwickeln (F-I) bzw. die Notierten abändern, variieren oder vereinfachen.