Beschreibung
Die litauische Musik erreichte erst vor 20 Jahren nach den großen politischen Umwälzungen eine größere Bekanntheit. Ich bin fest davon überzeugt, dass die drei Werke Programmmusik, die ich geschrieben habe, nach ihrer Herausgabe im Verlag „Edition Tre Fontane“ zur weiteren Verbreitung der litauischen Musik beitragen werden. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich die Blockflötenspieler als auch die Zuhörer in meine musikalischen Dichtungen verlieben würden. In den Stücken finden sich einige für die litauische Volksmusik charakteristischen Eigenschaften sowie spezielle litauische Intonationen. Zwei Titel dürften den Musikern bekannt und verständlich sein. Die Musik und der Titel des dritten Stücks „SUTARTINĖ“ („Rundgesang“) wurden dagegen der Schatzkammer der litauischen Volksmusik entnommen. „SUTARTINĖ“ werden litauische Volkslieder genannt, die auf der Grundlage der Dissonanzintervalle, meistens der Sekunden, aufgebaut werden. Das litauische Wort „sutartinė“ bedeutet „zusammen singen“. Daher habe ich in diesem Stück Programmmusik, neben den Instrumentalepisoden, auch einen Vokal eingeführt, der zum Teil an den litauischen Rundgesang erinnert. Ich nutze diese Gelegenheit und bedanke mich herzlich bei Heida Vissing und Ronald Brox dafür, dass diese bescheidenen von mir geschriebenen musikalischen Theaterstücke dank ihrer Initiative das Licht der Welt erblicken.
Vytautas Laurušas
Vytautas Laurušas (geb. 1930) studierte 1956 am Litauischen Konservatorium (heute: Litauische Akademie für Musik) Komposition bei Prof. Julius Juzeliūnas. 1963-75 war er künstlerischer und administrativer Leiter der litauischen Oper; 1971-83 Vorsitzender der litauischen Komponistenvereinigung und 1983-1994 Rektor der Litauischen Musikakademie. Seit 1994 ist er dort Professor für Komposition. Seine Musik wird auf diversen Festivals und anderen Veranstaltungen in Litauen und im Ausland (Boston, München, Edinburgh etc.) aufgeführt. Das musikalische Schaffen Vytautas Laurušas kann in drei Perioden eingeteilt werden. Die erste Periode reicht von 1956 bis 1969. Seine Werke dieser Zeit sind in einem spätromantischen Stil komponiert. Die zweite Periode beginnt mit „Voices in the Night“ (1969) und bildet einen Höhepunkt mit der „Sonate für Violine solo“ (1977). Dieser Zeitraum erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und wird durch die Verwendung von neueren kompositorischen Techniken charakterisiert. Die dritte Periode entsteht während des letzten Jahrzehnts des 20. Jahrhunderts und verbindet die ersten beiden Stile. Der Komponist betrachtet die musikalischen Traditionen nun aus einem neuen Blickwinkel. Was alle Schaffensperioden vereint, ist die Ausdruckskraft und emotionale Intensität. Unterschiedliche musikalische Welten in seinen Werken kennzeichnen sich durch theatralische Gesten und sind oft eng mit bestimmten Bildern und Erfahrungen verbunden.