Beschreibung
N o t t u r n o, ist der allgemeine Name solcher Tonstücke, die bestimmt sind, bey Nachtzeit, es sey nun im Freyen oder in einem Zimmer, ausgeführt zu werden. Am gewöhnlichsten bezeichnet man mit diesem Namen solche drey= vier= oder mehrstimmige Instrumentalstücke, wobey jede Stimme, so wie bey den Sonatenarten, nur einfach besetzt wird, die aber keinen Anspruch auf einen festbestimmten und durchgehaltenen Charakter machen, sondern wobey man sich bloß an einem für die Einbildungskraft oder für das Ohr bestimmten Tongemälde begnügt.
Zuweilen gibt man den Namen No t t u r n o auch solchen zwey= drey= oder vierstimmigen Gesängen ohne Instrumentalbegleitung, die zum gesellschaftlichen Gesange bey der Abendtafel bestimmt sind.
Heinrich Christoph Koch, Musikalisches Lexikon 1802
Filippo Ruge (Ruge, Rugge, Ruggi, Ruggia, Rugi, Rouge) lebte von ca. 1725 bis nach 1767. Seine Herkunft ist ungewiss. Der Nachnahme lässt eine deutsche Abstammung vermuten, die aber nicht belegt ist. Auch der Namenszusatz Ruge Romano, der teilweise in den Drucken seiner Werke erscheint, weist möglicherweise darauf hin, dass Ruge von Geburt an römischer Herkunft ist und seinen ersten Lebensabschnitt dort verbrachte.
Über seine Ausbildung ist nichts bekannt, wohl aber dürfte er in Rom als Flötist nicht unbekannt gewesen sein, was durch die Mitgliedschaft in der Congregazione Santa Cecilia seit 1744 belegt ist.
1751-1754 werden erstmalig fünf Sammlungen für Kammermusik von ihm bei Walsh in London veröffentlicht. Möglicherweise hielt Ruge sich während dieser Zeit in London auf, bevor er sich mit seiner Frau 1753 in Paris niederließ.
Die Pariser Presse erwähnt Ruge erstmals im März 1753 aus Anlaß eines öffentlichen Auftrittes im Concert Spirituel: „M. Rouge, Romain, a joué un Concerto de flûte de sa composition“ (Affiches de Province).
In seiner Wohnung in Paris, Rue Plâtriere, wirkte er als Komponist und Lehrer für den italienischen Stil und gemeinsam mit seiner Frau, einer bekannten Sängerin, veranstaltete er dort Hauskonzerte. Durch den Besitz einer großen Bibliothek italienischer Kompositionen, mit der er neben seiner eigenen auch die Konzertreihe bei La Pouplinière (1754) versorgte und seiner Vorliebe für den italienischen Stil, verbunden mit Mannheimer Einflüssen und dem französischen beschreibenden Stil, geriet er in Paris mitten in den Buffonistenstreit.
1755 erschienen Ruges erste französiche Werke und 1756 folgte sein größeres Instrumentalwerk „Sei sinfonie a quattro con corni ad lib.“
Nach 1761 ist Ruge nicht mehr wohnhaft in Paris. Eine Sammlung von 400 Instrumental- und Vokalwerken (zw. 1750 und 1767) aus dem Château de Seignelay mit ca. 40 Kompositionen Ruges und einem Katalog mit Ruges handschriftliche Eintragungen lassen vermuten, dass Ruge zwischen 1757 und 1761 im Dienst des Marquis de Seignelay stand und auf seinem Schloß wohnte. Ruges letztes bekannte Werk wurde 1767 gedruckt.
Kommentar
Das „Duetto Notturno“ erscheint im Original für zwei Traversflöten und wurde, um es für zwei Blockflöten einzurichten, eine kleine Terz aufwärts transponiert. Im ersten Satz „Adagio staccato“ wurden in Takt 1/2 und Takt 26/27 die Pausen ergänzt, sowie in Takt 85 das dritte Viertel in der zweiten Stimme d’’ in c’’ korrigiert. Gestrichelte Legatobögen sind die Zugabe der Herausgeberin.
Münster, im März 2005
Heida Vissing