Beschreibung
Hymnus de Adventu Domini
Die Tabulatura Nova von Samuel Scheidt (1578-1654) ist die wichtigste Sammlung mit Cembalo-Werken, die vor dem 18. Jahrhundert in Deutschland veröffentlicht wurde. Es ist ein monumentales Werk, in dem Scheidt seine Virtuosität demonstriert; die Grundlagen, die er während seines Studiums mit Jan Pieterszoon Sweelinck in Amsterdam erworben hat.
Tabulatura Nova wurde 1624 fertig gestellt und beinhaltet über 58 Kompositionen, sowohl weltliche und geistliche. Tatsächlich ist nur eine kleine Anzahl der Stücke liturgischer Art, zu spielen während der lutherischen Messe oder der Vesper. Gelobet seist du, Jesu Christ ist eine lutherische Choralmelodie aus dem Jahr 1524 mit einem Text von Martin Luther. Sie wurde erstmals 1524 im Erfurter Enchiridion veröffentlicht. Seit Jahrhunderten war dieser Choral für die Lutheraner ein wichtiges Kirchenlied für die Weihnachtszeit und ist in zahlreichen Sammlungen von Hymnen für beide Konfessionen erschienen.
Samuel Scheidts Version von Gelobet seist du, Jesu Christ ist in der Tabulatura Nova enthalten. Es ist ein reich verziertes dreiteiliges Flechtwerk mit imitierenden Begleitstimmen um die strenge Choralmelodie herum. Die oriniale Fassung hat acht Verse, nur vier von ihnen wurden hier veröffentlicht. Die ausgelassenen Verse – einem Bicinium (Duett) hat Tonleiterpassagen, die für ein Tasteninstrument geeignet sind, nicht aber für eine Bearbeitung für Blockflöten. Ebenso für die Orgel konzipiert ist der Hymnus de Adventu Domini. Diese Transkription erscheint in der originalen Textur und Tonart.
Hinweise zur Aufführung:
Diese Ausgabe enthält auch den ursprünglichen Hymnus Gelobet seist du, Jesu Christ, der als Einleitung zu diesem Werk verwendet werden könnte und vorzugsweise mit einer Gesangsstimme besetzt wird. Alternativ könnte die Melodie durch eine der beiden Choralbearbeitungen von Samuel Scheidt aus dem Görlitzer Tabulatur-Buch (1650) mit ihren wunderbaren Harmonien und unterschiedlichen Charaktere beginnen. Die vier Instrumentalstimmen in dieser polyphonen Bearbeitung sind schlicht und elegant, mit Diminutionen und viel Bewegung. Es wird weder der Ambitus einer Tredezime überschritten noch erfordert das Werk besondere Virtuosität. Dennoch ist Gelobt seist du, Jesu Christ ein Stück für fortgeschrittene Spieler, denn es erfordert Ensemblefähigkeiten und eine Klangvorstellung, die einer Orgel gleich kommt.
Eine Besetzung mit SATB-Blockflöten wäre für diesen Hymnus üblich, jedoch ist einer Ausführung eine Oktave tiefer – im 8-Fuß (TBGBSB) – der Vorzug zu geben. Um dieses den Ausführenden zu erleichtern werden Stimmen des Mittelteils als Basstimmen zur Verfügung gestellt.
Gelobet seist du, Jesu Christ wurde vom Flanders Recorder Quartet auf der CD Nowell, Nowell eingespielt.
Tom Beets, 2015
Hymnus de Adventu Domini
The Tabulatura Nova by Samuel Scheidt (1578-1654) is the most important collection of keyboard works to be published in Germany before the eighteenth century. It is a monumental body of work, in which Scheidt demonstrates his own virtuosity, the foundations of which he had acquired whilst studying with Jan Pieterszoon Sweelinck in Amsterdam.
Tabulatura Nova was completed in 1624 and includes 58 compositions, both secular and sacred. In fact, only a small number of the pieces are liturgical, written to be played during the Lutheran mass or during vespers. Gelobet seist du, Jesu Christ, which translates into ‘Praise be to You, Jesus Christ’ is a Lutheran chorale tune from 1524, with words by Martin Luther. It was first published in 1524 in the Erfurt Enchiridion. For centuries the chorale has been the prominent hymn for Christmas Day in German speaking Lutheranism, and it has appeared in hymn collections of various denominations including the Catholic Church.
Samuel Scheidt’s setting Gelobet seist du, Jesu Christ is included in Tabulatura Nova. It’s ornate three-part wickerwork of imitatively related accompaniment voices around this strict chorale melody. The original setting has eight verses, only four of them have been published here. The left out verses are bicinia (duets) or have scalework passages that are idiomatic for keyboard instruments, and not suitable for recorders. Although Hymnus de Adventu Domini was conceived for organ, this transcription respects the original texture and preserves the original tonality.
Performance suggestions:
This edition also includes the original Hymn Chant Gelobet seist du, Jesu Christ, which could be used as a prelude to the piece itself. Preferably, this would be performed as a vocal melody. Alternatively, the melody could be introduced through one of both of Scheidt’s chorale setting from the Görlitzer Tabulaturbuch, which was published in 1650. These include wonderful harmonies and are entirely different in character.
All four instrumental parts of the polyphonic setting are sober and elegant, full of diminution and movement. The range does not exceed one octave and a fifth, nor does the piece require virtuosic playing. Nevertheless, Gelobest seist du, Jesu Christ is without doubt a piece for advanced ensembles, as it requires trained ensemble skills and an understanding of how to produce a good group sound, so as to mimic the organ.
A quartet SATB would nowadays be the usual way to play Hymnus, but a rendition in 8 foot, one octave lower, is to be preferred. To help the performer in this case, parts in bass clefs have been provided for the middle parts.
Gelobet seist du, Jesu Christ has been recorded by the Flanders Recorder Quartet on their cd Nowell Nowell.
Tom Beets
2015
Daß du Mensch geboren bist
Von einer Jungfrau, das ist wahr;
Des freuet sich der Engel Schar.
Kyrieleis!
Des ew’gen Vaters einzig Kind
Jetzt man in der Krippen findt,
In unser armes Fleisch und Blut
Verkleidet sich das ewig Gut.
Kyrieleis!
Den aller Welt Kreis nie beschloß,
Der liegt in Marien Schoß;
Er ist ein Kindlein worden klein,
Der alle Ding‘ erhält allein.
Kyrieleis!
Das ew’ge Licht geht da herein,
Gibt der Welt ein’n neuen Schein;
Es leucht’t wohl mitten in der Nacht
Und uns des Lichtes Kinder macht.
Kyrieleis!
Der Sohn des Vaters, Gott von Art,
Ein Gast in der Welt hier ward
Und führt uns aus dem Jammertal,
Er macht uns Erben in sein’m Saal.
Kyrieleis!
Er ist auf Erden kommen arm,
Daß er unser sich erbarm‘,
Und in dem Himmel machet reich
Und seinen lieben Engeln gleich.
Kyrieleis.
Das hat er alles uns getan,
Sein‘ groß‘ Lieb‘ zu zeigen an.
Des freu‘ sich alle Christenheit
Und dank‘ ihm des in Ewigkeit.
Kyrieleis!
[Martin Luther, 1524]
Now blessed be thou, Christ Jesu;
Thou art borne, this is true:
The aungels made a mery noyse,
Yet have we more cause to rejoyse.
Kirieleyson.
The blessed Sonne of God onely
In a crybbe full poore dyd lye:
With oure poore flesh and oure poore bloude
Was clothed that everlastynge good.
Kirieleyson.
He that made heaven and earth of nought,
In oure flesh hath oure health brought;
For oure sake made he hymselfe full small,
That reigneth Lorde and Kynge over all.
Kirieleyson.
Eternall lyght doth now appeare
To the worlde both farre and neare;
It shyneth full cleare even at mydnyght,
Makynge us chyldren of his lyght.
Kirieleyson.
The Lorde Christ Jesu, God’s Sonne deare,
Was a gest and a straunger here;
Us for to brynge from mysery,
That we might lyve eternally.
Kirieleyson.
Into this worlde ryght poore came he,
To make us ryche in mercye:
Therefore wolde he oure synnes forgeve,
That we with hym in heaven myght lyve.
Kirieleyson.
All this dyd he for us frely,
For to declare his great mercy:
All Christendome be mery therfore,
And geve hym thankes evermore.
Kirieleyson.
[Myles Coverdale, in Goostly Psalmes and Spirituall Songes, 1543